Die deutsche Cyclocross Elite zu Gast an der Bergstraße
Text: Chris Donaj – Good Times Roll
Frenetisch jubelnde Menschenmassen – vom Kleinkind bis zum Greis, mit bunten Strickmützen, Gummistiefeln und Kuhglocken ausgestattet, die Luft riecht nach Frittierfett und es ist Volksfeststimmung. Exakt so sieht es aus wenn man zu einem Cyclocross Rennen in unsere Nachbarländer Belgien und Niederlande fährt. #Crossisboss und #crossishere liest man in den Sozialen Medien seit Oktober ständig, doch wieviel Euphorie und Begeisterung hat der Sport bislang wirklich zu uns transportieren können?
Bensheim, gelegen an der Bergstraße in Süd Hessen zwischen Darmstadt und Heidelberg, war in diesem Jahr der Austragungsort der Deutschen Meisterschaft im Radcross. Einen Namen konnte sich der knapp 40.000 Einwohner umfassende Ort bereits 2015 als Schauplatz der Deutschen Straßenrad Meisterschaften machen. Jetzt sollte Bensheim für ein Wochenende die gesamte deutsche Radcross Elite wie Jessica Walsleben, Lisa Heckmann, Sascha Weber und Marcel Meisen beherbergen und im Idealfall jede Menge begeisterte Zuschauer locken. In der „Querfeldein“ Sonderbeilage der regionalen Zeitung sagt Rudolf Scharping, Präsident Bund Deutscher Radfahrer e.V., „Deutschland ist eine Radsportnation“. Spontan würde ich sagen Herr Scharping fährt selbst nicht allzu oft auf den Straßen dieser Republik mit dem Rad, aber das ist ein Thema für sich. Fakt ist, die DJK SSG Bensheim als Organisator hat in Sachen Strecken- und Eventplanung einen wirklich guten Job gemacht, nicht zuletzt auch durch die tatkräftige Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Helfer. Als Fläche diente der Sportpark West, gute Autobahnanbindung und ausreichen Parkplätze für Athleten und Zuschauer. Eine übersichtliche „Fressmeile“ mit fairen Preisen und qualitativ guten Speisen. Auch die Strecke konnte sich sehen lassen. Gestartet wurde auf Asphalt, nach einer Linkskurve und weiteren rund 100 Metern Asphalt, musste das Feld auf die eigentliche, für die Zuschauer gut einsehbare, 2,5km lange Strecke abbiegen. Der Rasen sowie alle Anstiege waren gut zu befahren oder zu erklimmen, da es die Tage zuvor nicht sonderlich viel geregnet hatte. Die Mechaniker und Betreuer hat das mit Sicherheit gefreut aber eine ordentliche Schlammpackung gehört eigentlich zum Cyclocross dazu. Aber auch so verlangte die schnelle und zugleich selektive Streckenführung samt Hürden, 50 Meter langem Sandfeld, Tragepassagen und guten 60 Höhenmeter je Runde, den Fahrern und Fahrerinnen wirklich alles ab. Die Dauer der Rennen stehen je nach Kategorie exakt im Einklang mit den Regeln des Weltverbandes UCI. Die Anzahl der zu fahrenden Runden wird auf der Grundlage der Fahrzeit des führenden Fahrers ermittelt, nachdem dieser zwei komplette Runden zurückgelegt hat. Mit Beginn der dritten Runde wird die Anzahl der verbleibenden noch zu fahrenden Runden auf einer Tafel in Höhe der Ziellinie angezeigt. Hierbei muss ein weiteres Lob an die Veranstalter ausgesprochen werden, denn mit Henning Tonn und “der Stimme des Radsports“, dem Eurosport Experten Karsten Migels hatten sie geballte Fachkompetenz an die Strecke geholt. Die beiden haben sowohl Neulinge wie auch fachkundiges Publikum durch die Renntage geführt. Des weiteren gab es sogar die Möglichkeit für all diejenigen Interessierten, die es nicht nach Bensheim schafften, die Rennen via Livestream zu verfolgen. Allerdings und hier wurde ich wirklich sehr positiv überrascht, fanden tatsächlich einige tausend Menschen den Weg nach Bensheim und an die Strecke. Ab ca 11 Uhr morgens füllte sich der Sportpark West, freier Eintritt und Sonne lockten dann vielleicht auch noch einmal den ein oder anderen. Die örtliche Blaskapelle kam in Niederländischen Nationalfarben gekleidet und schmetterte auf Tuba, Trompete und Trommel interpretierte Techno Hits, der ein oder andere lustig verkleidete Radsport Fan wurde gesichtet und in allen Rennläufen hörte man ringsum die Strecke die Kuhglocken läuten. Spätestens als die Elite ins Renngeschehen einstieg war tatsächlich, wenn auch noch nicht wie in den Mutterländern, Cyclocross Begeisterung bei den Zuschauern zu spüren. Es wurde hart gefightet und wirklich jeder Fahrer wurde förmlich die knackigen Anstiege hinauf geschrien. Weniger überraschend waren die Platzierungen. In den jeweiligen Kategorien der U15 bis hin zur Elite fanden sich die jeweiligen Favoriten mit wenigen Ausnahmen auf dem Podium wieder.
Abschließend kann man festhalten dass ein wirklich guter Anfang gemacht wurde und Cyclocross auch in Deutschland begeisterte Zuschauer an die Strecke locken kann, wenn man es richtig angeht. Nichts desto trotz gibt es noch einigen Nachholbedarf, so sollte man die Teilnehmer und Presse vielleicht nicht am offiziellen Hotel mit dem Schild „Fahrräder müssen draußen bleiben“ begrüßen. Des weiteren ist es nicht nur für mich unverständlich, dass das Hobbyrennen letzten Endes aus dem Programm gestrichen wurde aufgrund von Kapazitäten Mangel. Denn wenn es nach Herrn Scharping, der als Präsident nichtmal anwesend war, geht wollen wir doch „Radsport gemeinsam erleben“ und „die Crosser verkörpern das moderne und junge Element des Radsports“. Cyclocross hat das Potential weiter zu wachsen allerdings sollte sich dies nicht nur auf ein # bei Instagram beschränken.